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DG-Krankenhäuser wollen einbezogen werden

Die beiden ostbelgischen Krankenhäuser, das Eupener St. Nikolaus-Hospital und die Klinik St. Josef in St.Vith, sind zentrale Akteure, wenn es um die Gesundheitsversorgung in Deutschsprachigen Gemeinschaft geht. Und sie wollen einbezogen werden, wenn es um wichtige Weichenstellungen für die Zukunft geht. Darauf haben die Verantwortlichen beider Krankenhäuser gestern in einem gemeinsamen Pressegespräch in St.Vith hingewiesen.

Wir hielten den Zeitpunkt, zehn Tagen vor den Wahlen, für geeignet, sowohl die Entscheidungsträger der künftigen Regierungen als auch die Bevölkerung auf unsere Herausforderungen und Bedarfe unserer beiden Häuser hinzuweisen, von denen immerhin 1.300 Arbeitsplätze in Ostbelgien abhängen,“ so der Verwaltungsratspräsident der Klinik St. Josef, der ehemalige Bürgermeisterin Christian Krings. Ihm zur Seiten saßen die Eupener Bürgermeisterin Claudia Niessen (Ecolo), ihres Zeichens Verwaltungspräsidentin des Eupener Krankenhauses, und die beiden Direktoren Ingrid Mertes (St.Vith) und René Jost (Eupen).

„Es ist zu früh, über eine Fusion unserer Häuser zu spekulieren.“

Vor vier Jahren haben sich die beiden Krankenhäuser in Absprache mit der Regierung der DG entschieden, in einem Netzwerk mit dem Referenzkrankenhaus CHC in Lüttich zusammenzuarbeiten, so wie es in Belgien politisch gefordert und ab dem 1. Januar 2020 Pflicht sein wird, um weiterhin als Krankenhaus anerkannt zu werden. „Im März dieses Jahres haben die Verwaltungsräte beider Krankenhäuser dann gemeinsam beschlossen, partnerschaftlich noch enger zusammenzuarbeiten. Wir sehen uns nicht als Konkurrenten, sondern haben ein gemeinsames Interesse, strategisch und zum Wohl aller Patienten aus der DG zusammenzuarbeiten“, hieß es übereinstimmend.

Um es vorweg zu nehmen: Auf die Frage, ob diese spürbare Annäherung zwischen beiden Häusern, ob in der alltäglich Arbeit oder auf der Führungsetage, früher oder später in eine Fusion beider Krankenhäuser münden werde, wollten sich unsere Gesprächspartner nicht allzu sehr einlassen. „Und zwar aus dem einfachen Grund, weil eine solche Entscheidung nicht nur in unserer Hand liegt. Vielleicht wird die von Gesundheitsministerin Maggie De Block (Open VLD) auferlegte Zusammenarbeit in Netzwerken uns vorgeben, dass ein gemeinsamer Krankenhausblock entsteht, aber das kann heute noch niemand sagen“, so Christian Krings. Er persönlich sei in dieser Frage eher zurückhaltend: „Ich habe zwei große Reformen mitgemacht, die Polizeireform 2001 und die Feuerwehrreform 2015. Das sind für die Betroffenen Stressfaktoren, die auch Ängste, Frust und Enttäuschung mit sich bringen. Man darf niemals vergessen, die Menschen mitzunehmen.“

Auch für Ingrid Mertes sind Spekulationen über eine Krankenhausfusion „ungelegte Eier“: „Fakt ist aber, dass ein Teil des Krankenhausbudgets ans Netzwerk geht, das auch eine juristische Persönlichkeit haben muss. Es kann gut sein, dass künftig noch mehr Geld in die Netzwerkarbeit geht. Zugleich sieht die Reform aber auch vor, dass die verschiedenen Krankenhäuser ihre juristische Persönlichkeit behalten sollen, mit allem was das mitbringt, zum Beispiel was das Statut der Mitarbeiter bzw. deren Arbeitsverträge betrifft. Wohin die Reise letztlich geht, diese Frage stellen wir uns jeden Tag, aber für eine Antwort ist es noch zu früh.“

Für Claudia Niessen darf über dieses Thema diskutiert werden, „auch wenn unsere beiden Häuser in dieser Frage noch voneinander abweichende Visionen haben. Entscheidend wird ja auch sein, wie sich die DG die Zukunft der Gesundheitsversorgung vorstellt. In meinen Augen ist es aber essentiell, dass beide Standorte erhalten bleiben.“

Dass man hin und wieder auch mal unterschiedlicher Auffassung ist, hat die beiden ostbelgischen Krankenhäusern nicht davon abgehalten, auf Grundlage eines Memorandums des Arbeitgeberverbandes Unessa ein gemeinsames Positionspapier zu verfassen, das ihre wichtigsten Herausforderungen, aber auch die Wünsche an die Politik zusammenfasst. „Wir müssen zum Beispiel die demografische Entwicklung im Auge behalten“, so René Jost. „Die Patienten werden immer älter und die Schwere der Pflege nimmt zu. Doch auch unser Personal wird älter und wir sehen uns einem wachsenden Mangel an Fachkräften gegenüber. In den Krankenhäusern müssen immer weniger junge Menschen immer mehr Ältere versorgen.“ Gerade durch die Grenznähe und die besonderen Anforderungen an die Sprache seien die beiden ostbelgischen Krankenhäuser von dieser Problematik ganz besonders betroffen. Um verstärkt deutschsprachige Ärzte für beide Krankenhäuser zu gewinnen, brauche es die Anerkennung deutscher Diplome aller Fachbereiche.

Die Entscheidungsträger der beiden ostbelgischen Krankenhäuser (v.l.n.r. die Direktoren René Jost (Eupen), Ingrid Mertes (St.Vith) und die Verwaltungsratspräsidenten Claudia Niessen (Eupen) und Christian Krings (St.Vith) haben vor den Wahlen ein gemeinsames Positionspapier für die Zukunftssicherung einer qualitativen Gesundheitsversorgung in der DG erarbeitet. | Fotos: Arno Colaris
 
Für Claudia Niessen kann über eine Fusion der beiden ostbelgischen Krankenhäuser gesprochen werden, ihr Kollege Christian Krings gibt sich zurückhaltender, „denn solche Reformprozesse sind für die Betroffenen aus der Erfahrung heraus große Stressfaktoren“.

 

Ingrid Mertes: „Den DG-Alleingang zur Aufwertung der Pflegeberufe fanden wir gar nicht lustig.“

Doch gerade auch im Pflegebereich drücke der Schuh. Vor diesem Hintergrund hat Ingrid Mertes eine durchaus dezidierte Meinung zur kürzlich auf DG-Ebene beschlossenen finanziellen Aufwertung der Pflegeberufe in den Seniorenheimen und in der Heimpflege. „Wir sind im Krankenhaussektor an die föderalen IFIC-Baremen gebunden. Wenn die DG, die ein Riesenplayer auf dem Arbeitsmarkt ist, dann so etwas beschließt, ohne mit uns Rücksprache zu nehmen, dann finden wird das gar nicht so lustig, weil wir fischen in Sachen Personal alle im selben Teich. Deshalb fordern wir, dass wir künftig bei konzeptuellen Veränderungen konsultiert werden.“

Dass das Personal besser bezahlt werde, sei aufgrund der stetig steigenden Anforderungen absolut gerechtfertigt, fügt René Jost hinzu, „aber wir dürfen nicht verkennen, dass die Schere zwischen den Kosten und den Erträgen in vielen Krankenhäusern auseinandergeht. Ein Drittel der belgischen Krankenhäuser sind defizitär. Das ist schon beängstigend.“ Gleichfalls müsse klar sein: „Wer eine qualitative Gesundheitsversorgung will, muss auch dafür sorgen, dass genügend Mittel zur Verfügung stehen.“

Dabei sei eines der Merkmale und Ziele des Arbeitens in Netzwerken, zu rationalisieren und die sonst galoppierenden Kosten einzudämmen, führt Ingrid Mertes fort. „Das ist zwar durchaus nachvollziehbar, darf aber nicht zu Lasten der sprachlichen Erreichbarkeit von Pflege und Dienstleistungen für Patienten gehen.“ Deshalb sei das Angebot in deutscher Sprache im Netzwerk in den vergangenen beiden Jahren bereits erweitert worden und wollen die Krankenhäuser diese Bemühungen weiter intensivieren. Insgesamt laufe die Zusammenarbeit mit dem Referenzkrankenhaus CHC sehr gut, und man dürfe nach der Eröffnung der neuen, hochmodernen Klinik MontLégia in Lüttich im Laufe dieses Jahres mit einer weiteren Optimierung des medizinischen Angebotes rechnen.

Es mangelt an Angeboten im Bereich der Geriatrie, der Psychiatrie und der Palliativmedizin.

Was die qualitative Versorgung der Patienten betrifft, stehen die beiden DG-Krankenhäuser im Zuge der Übertragung von Zuständigkeiten an die DG im Rahmen der 6. Staatsreform als Partner für die Ausweitung der Aufgaben im Bereich der Prävention zur Verfügung. In Ostbelgien mangele es zudem an Angeboten in den Bereichen der Geriatrie (Altersmedizin), der Psychiatrie und der Palliativmedizin.

Um das Niveau der Gesundheitsversorgung auf dem aktuellen und zukünftigen Stand der medizinischen Entwicklung zu halten und zu heben, bedürfe es grundsätzlich und zwingend Investitionen in Geräte, Bauten und Personal – sowohl in den beiden Krankenhäusern als auch in die medizinisch-pflegerische Infrastruktur insgesamt. So müsse in beiden Krankenhäusern die Bettenkapazität dem erhöhten zyklischen Bedarf in den Wintermonaten Rechnung tragen. Gemeinsame Hausaufgaben sehe man außerdem in einer besseren häuslichen Versorgung von Patienten und einem besseren Übergang nach Behandlung und Reha in den Alltag. „Das sollte stärker in den Krankenhausbetrieb integriert werden, in Zusammenarbeit auch mit den Wohn- und Pflegezentren.“ Und auch für die eigenen Mitarbeiter wollen die beiden Krankenhäuser etwas voranbringen. „Die Früh- und Spätschichten stellen eine familiäre Belastung dar. Deshalb wünschen wird uns die Schaffung von Kinderkrippenplätzen in Krankenhausnähe für Mitarbeiter, die in Schichten arbeiten müssen.“