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Krankenhaus billiger, außer im Einzelzimmer

Aus Brüssel berichtet Gerd Zeimers

Einzelzimmern
Die Honorarzuschläge der Ärzte in Einzelzimmern wiegen schwer auf die Krankenhausrechnung.

Ein Krankenhausaufenthalt war für Patienten in Belgien im Jahr 2008 nicht teurer als im Jahr zuvor - und dies trotz hoher Inflation. Gemeinschafts- und Zweibettzimmer sind sogar billiger geworden, doch für Einzelzimmer berechneten die Ärzte höhere Honorarzuschläge. Dies hat die neuste Studie der christlichen Krankenkasse ergeben, die seit 2004 jährlich die Krankenhauskosten im ganzen Land analysiert.

Für die christliche Krankenkasse ist nach Aussagen ihres Präsidenten Marc Justaert »die Tarifsicherheit in Gemeinschafts- und Zweibettzimmern eine Priorität«. Von Jahr zu Jahr spricht sie sich für Verbesserungen bei der Kostenrückerstattung, für eine Einschränkung der Zimmerzuschläge und mehr Transparenz aus. Dies Analysen und konkreten Vorschläge tragen inzwischen ihre Früchte. Nicht nur, dass die statistischen Erhebungen der Krankenkasse, die die Analyse für 2008 auf Grundlage von 1,1 Millionen Rechnungen (klassischer Krankenhausaufenthalt und Tagesklinik) vorgenommen hat, von allen Betroffenen sehr ernst genommen werden. Auch kann sie auf Grundlage der Angaben für das Jahr 2008 behaupten, dass die Krankenhausabrechnung für den Patienten, der in einem Gemeinschafts- oder Zweibettzimmer »unter Kontrolle ist«.

Nur noch wenige Krankenhäuser praktizieren problematische Honorarzuschläge. Diese positive Entwicklung bei Gemeinschafts- und Zweibettzimmern wird allerdings überschattet von den erhöhten Honorarzuschlägen in Einzelzimmern.

Vier Prozent weniger

2008 bezahlte ein Patient im Schnitt 507 Euro für einen Krankenhausaufenthalt (mit Übernachtung) - ein Euro weniger als 2007, doch unter Berücksichtigung der hohen Inflation im vergangenen Jahr bedeutete dies sogar ein reeller Kostenrückgang um vier Prozent. Der Kostenrückgang ist in allen Posten der Abrechnung festzustellen (Ausrüstung, diverse Kosten usw.) außer bei den Honorarzuschlägen der Ärzte (plus 5% innerhalb eines Jahres). Die Wahl des Zimmertyps ist hierbei entscheidend. In einem Gemeinschaftszimmer sind die Kosten zu Lasten des Patienten von 311 auf 303 Euro gesunken, in einem Einzelzimmer dagegen ist die der Preis von 1181 auf 1211 Euro gestiegen. Die Erhöhung um 30 Euro ist hauptsächlich auf die gestiegenen Honorarzuschläge zurückzuführen (plus sechs Prozent innerhalb eines Jahres).

Auch wenn der Patient sich dessen nicht immer bewusst ist, bezahlt die Krankenversicherung noch immer den größten Teil eines Krankenhausaufenthalts. Was der Patient aus der eigenen Tasche bezahlt, ist nur ein kleiner Betrag, der im vergangenen Jahr trotz hoher Inflation, global gesehen, nicht gestiegen ist. Dies führt die christliche Krankenkasse auf die strengeren Regeln für Gemeinschafts- und Zweibettzimmer, die immerhin von 78 Prozent aller Patienten in Belgien in Anspruch genommen werden, zurück. So wurden ab Mitte 2007 die Zimmer- und Honorarzuschläge für OMNIO-Patienten in Gemeinschafts- oder Zweibettzimmern verboten. Im gleichen Jahr beschloss der Gesundheitsminister, einen Teil der Krankenhäuserfinanzierung (21 Millionen Euro) an ein generelles Verbot von Honorarzuschlägen für diese Zimmertypen zu binden. Diese Maßnahme hat inzwischen strukturellen Charakter.

2006 verlangten noch 37 Krankenhäuser Honorarzuschläge für Gemeinschafts- und Zweibettzimmer, 2007 waren es 25 (93 der 118 Krankenhäuser im Land verpflichteten sich, keine derartigen Aufpreise mehr in Rechnung zu stellen. 2008 waren es nach Angaben der christlichen Krankenkasse nur noch 15 Häuser, die Honorarzuschläge berechnen. Sieben Krankenhäuser in Belgien vereinen auf sich 80% der Honorarzuschläge für Gemeinschafts- und Zweibettzimmer. Die Klinik Edith Cavell alleine stellt 30% aller Zuschläge in Rechnung, und zehn Einrichtungen verlangen 95% aller Zuschläge. Hohe Honorarzuschläge werden auch auf den Entbindungsstationen des CHC in Rocourt (Saint-Vincent) und in Verviers (Sainte-Elisabeth) verlangt.

Honorarzuschläge

Wenn also die Rechnung des Krankenhauses 2008 teurer ausfiel als 2007, dann hatte dies mit den Honorarzuschlägen zu tun. In zehn Jahren wurden diese verdoppelt - eine Entwicklung, die vor allem für Einzelzimmer festzustellen ist. Der Anteil der Honorarzuschläge an der Gesamtabrechnung für diesen Zimmertyp ist in zehn Jahren von 37 auf 55 Prozent gestiegen - 40 Prozent mehr als die Inflation. Konkret: Von den 1211 Euro, den ein Patient in einem Einzelzimmer im Schnitt bezahlte, entfielen 657 Euro auf Honorarzuschläge, 230 Euro auf den Zimmerzuschlag (Komfort des Einzelzimmers), 124 Euro auf den Materialzuschlag und andere Aufpreise. Die restlichen 200 Euro machten die Eigenbeteiligung aus. Vor allem in der Chirurgie und auf der Entbindungsstation wird bei Einzelzimmerbelegungen kräftiger zur Kasse gebeten, wenn es um die Honorarzuschläge der Ärzte geht. Für einen chirurgischen Eingriff bezahlte ein Patient im Schnitt 1550 Euro, davon 930 Euro an Honorarzuschlägen (plus 5%). Auf der Wochenstation bezahlte er 1110 Euro, davon 650 Euro an Honorarzuschlägen (plus 10%).

Noch auffallender sind die Preisunterschiede in den Tageskliniken. Eine Rechnung für ein Einzelzimmer kann bis zu acht Mal höher ausfallen als für ein Gemeinschaftszimmer.

Quelle: © www.GRENZECHO.net