St. Nikolaus-Hospital Eupen Home Kontakt Sitemap

Artikel im Grenz-Echo vom 18/10/2013

Erstaunlich wenig braucht der Eupener Marc Bontems, um sich vom leitenden Angestellten einer Cateringfirma in einen Clown zu verwandeln. Etwas Schminke, ein gelbes Clownkostüm und ein paar Clownschuhe.

Clown nach Feierabend

Von Elli Brandt (Text) und David Hagemann (Fotos)

Sich eine rote Nase schminken, Faxen machen, Menschen zum Lachen bringen. Auch das kann man ehrenamtlich machen. Es sei sogar das schönste Ehrenamt, das er sich vorstellen könne, meint Clinic-Clown Marc Bontemps.


Wir treffen uns im Eupener St. Nikolaus-Hospital. Marc Bontemps, noch ganz mitgenommen von der Fahrt von Antwerpen, wo er beruflich zu tun hatte, packt seinen Requisitenkoffer aus.

Erstaunlich wenig braucht es, um sich vom leitenden Angestellten einer Cateringfirma in einen Clown zu verwandeln. Etwas Schminke, ein gelbes Clownkostüm. Zwei Paar dicke bunte Socken, „denn die Clownschuhe sind mindestens Größe 68“, bemerkt der Eupener. Die innere Verwandlung vollzieht sich allmählich. Marc Bontemps schneidet Grimassen im Spiegel. Den Clown habe er in sich. Wenn er das Clownkostüm anziehe, komme der Clown hervor. „Das befreit mich. Der Clown darf alles, solange es respektvoll ist.“ Früher habe er als Musiker oft auf der Bühne gestanden, erzählt der 54-Jährige. „Das hilft.“ Aber Clown sein, das sei mehr als ein Hobby, „das ist Sauerstoff“. Er ist nicht irgendein Clown. „Werde ich als Geburtstagsclown eingeladen, komme ich nicht“, sagt er.

Clown sein gehe für ihn nur ehrenamtlich. „Man muss es mit Herz machen, oder man lässt es bleiben“

Bereits vor 14 Jahren habe ihn die Begeisterung für die Clinic-Clowns gepackt. Alles Geld, das er zu seinem 40. Geburtstag geschenkt bekam, spendete er ihnen. Seit acht Jahren ist er selbst ein Clinic-Clown. Seine Ausbildung zum Clown bei den Clinic-Clowns in Verviers habe er sehr ernst genommen. „Die Ausbildung dauert zwei Jahre“, erzählt Marc Bontemps. „Wir bekommen eine Grundausbildung als Theaterleute. In der Theorie lernen wir viel Psychologie. Und dann heißt es: Finde den Clown in dir.“

Die vollständige Verwandlung geschieht fast schlagartig, als sein Duo-Partner Pierrot Jamin eintrifft. Pierrot hat sich aus Zeitmangel bereits im Auto umgezogen, betritt das St. Nikolaus-Hospital als Clown Pyjama. Stimmt auf seiner Mundharmonika „Oh when the Saints go marching in“ an. Marc Bontemps, nun ganz Clown Cram, folgt ihm. Zwei Clowns unter sich, die enorm viel Spaß haben. „Wir haben kein Programm, machen alles spontan“, bestätigen sie.

Für Clowns schon ziemlich zurückhaltend betreten Pyjama und Cram das Zimmer der kleinen Wally auf der Kinderstation. Erfassen schnell die Stimmung. Halten sich zurück hinter Luftballons und Handpuppen. Die anfängliche Scheu der Kleinen ist schnell überwunden. Ein Teenager in einem anderen Zimmer würde Luftballons albern finden. Die Zaubertricks, die Cram ihm beibringt, zaubern ein Lächeln auf sein Gesicht.

„Es gibt auch andere Situationen“, verrät Cram. Zum Beispiel in der Onkologie, in Zimmern von Schwerstkranken. „Da gibt es Augenblicke, in denen der Clown gegen Tränen ankämpfen muss. Er geht kurz vor die Tür. Draußen heißt es: durchatmen und sich fangen. Es fließt auch schon mal eine Träne.“ Doch auf solche Situationen seien Clinic-Clowns dank ihrer Ausbildung vorbereitet, erzählt Pyjama und stimmt auf dem Weg in die geriatrische Abteilung Schlager der Sechziger an. Die Patientin spricht nur Russisch. Kein Problem. Pyjama singt ihr ein Lied. „Da“, nickt die Patientin. „Das ist Russisch.“ Klingt tatsächlich wie „Kalinka“. Und beim Abschied hat Pyjama gelernt, dass auf Wiedersehen auf Russisch „doswidania“ heißt, und „strastwuitje“ guten Tag. Mit „Marina, Marina“ bringen die Clowns Patienten und Gäste im nächsten Zimmer zum Mitsingen und Klatschen. Eine Angehörige kann es noch gar nicht fassen. Ihr Mann habe sich so krank gefühlt. „Jetzt hat er mitgesungen.“

„Lachen macht gesund“, sagt Marc Bontemps. „Lachen hilft, den Zugang zu Patienten zu finden.“ Nicht verwunderlich, dass Stationsschwestern und anderes Personal im Hospital sich über das Erscheinen der Clowns freuen. „Es müsste mehr Clowns geben“, sagt Marc Bontemps. Der Verband der Clinic-Clowns Verviers und Umgebung zähle zwar 65 Mitglieder, „aber Deutschsprachige sind kaum dabei.“ Vor allem Kollegen in seinem Alter, „die die alten Songs kennen“, wünscht sich Marc Bontemps. Seine Telefonnummer: 0499/565895.

www.cliniclownsverviers.be