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Artikel im Grenz-Echo vom 22/10/2013

Die zwei DG-Kliniken zählen 3487 Betten, davon befinden sich 192 im Eupener St. Nikolaus-Krankenhaus. Foto David Hagemann

Krankenhausfinanzierung: Akteure des Sektors warten auf Angaben - Zu viele Krankenhausbetten, zu viele Kliniken im Allgemeinen

Das große Onkelinx-Mysterium

Von Patrick Bildstein
Die föderale Gesundheitsministerin Laurette Onkelinx (PS) will in dieser Woche ihre Pläne für eine effizientere Krankenhausfinanzierung vorlegen. Jüngsten Analysen zufolge müssen zwei Probleme gelöst werden: Es gibt in Belgien zu viele Betten und zu viele Krankenhäuser.

Die flämische Tageszeitung „De Morgen“ veröffentlichte am Montag Zahlen jüngster Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation, die bei Gesundheitsexperten des Landes die Alarmglocken schrillen lassen. So belegt Belgien in der Weltrangliste mit 6,6 Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner Platz 17, was für die Fachleute eindeutig zu viel ist (siehe „In Zahlen“). „Die Anzahl Aufnahmen in Krankenhäusern liegt in Belgien 15 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Normalerweise müsste der Sektor um 20 Prozent zurückgehen und um zehn Prozent mehr Gewinn abwerfen“, wird ein Professor in „De Morgen“ zitiert.

Die Krankenhauspolitik wird momentan vorrangig vom Föderalstaat finanziert, die Gemeinschaften bezuschussen dabei einen Großteil der Infrastrukturmaßnahmen und unterstützen die Notarztdienste. Auf Anfrage berichtete Harald Mollers, Gesundheitsminister der Deutschsprachigen Gemeinschaft, dass es in Eupen noch keine offiziellen Angaben zum Onkelinx-Plan gebe. „Dass es in Belgien zu viele Krankenhausbetten gibt, halte ich aber für eine pauschale Aussage. Man muss sich auch die Frage stellen: Welche Versorgung brauchen wir in Belgien?“

Für Mollers besteht dabei kein Zweifel, dass eine Versorgung in deutscher Sprache vorgesehen werden muss - mit einem Standbein im Norden und einem im Süden der Gemeinschaft. „Daran halte ich auf jeden Fall fest.“

Dass Laurette Onkelinx, wie von den Experten angeraten, eine Reduzierung der Bettenanzahl bzw. der Kliniken im Allgemeinen durchführen könnte, glaubt der Pro-DG-Minister nicht. „Ich glaube eher, dass andere Finanzierungsschlüssel in Erwägung gezogen werden.“ Die Bettenanzahl (192 in Eupen, 156 in St.Vith, A.d.R.) führe, laut Mollers, ja dazu, dass Belgien ein hervorragend funktionierendes Gesundheitssystem vorzuweisen habe. Es dürfe auch nicht vergessen werden, dass bei einer Verringerung der Bettenanzahl in den Krankenhäusern die Hauspflege zunehmen könne.

Details zum künftigen Finanzierungsplan der Kliniken gibt es noch keine. „Die werden Top secret behandelt“, hieß es aus gut informierten Kreisen. Momentan gilt weiterhin das duale System, wonach ein Krankenhaus einerseits für die Pflege und den Aufenthalt der Patienten über das Gesundheitsministerium bezahlt wird, während andererseits die Honorare der Ärzte über die Krankenkassen bzw. das Landesamt für die Kranken- und Invaliditätsversicherung abgedeckt werden.

Consultingbüro hat die Finanzsituation der DG-Kliniken unter die Lupe genommen.
Von der vor einigen Monaten in die Runde geworfenen Einführung einer Pauschalbezahlung der Ärzte pro Pathologie halten Ärzte und Krankenhäuser, die auf die Abgaben der Ärzte verdienen, nicht viel. Thematisiert wird auch die sogenannte integrierte Fallpauschale, die es bereits in Deutschland gibt. Zu klären ist hier, was in diese „Krankenhausflatrate“ reingepackt wird: Labor, Röntgen, Medikamente, Arztkosten?

Die Beobachter des Krankenhaussektors sind gespannt auf die Sparmaßnahmen von Ministerin Onkelinx. Dass es Sparpotenzial gibt und auch gespart werden muss, darin sind sich die Akteure einig. Dies bewies zuletzt auch die sogenannte Maha (Model for automatic hospital analyses)-Studie, wonach die Hälfte aller Kliniken des Landes rote Zahlen schreibt. Wie es in der DG aussieht, wird in Kürze ein Consultingbüro zeigen, das die Finanzsituation der beiden Krankenhäuser der Gemeinschaft unter die Lupe genommen hat.