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Annie Michaelis: „Das letzte Gefühl soll Liebe sein“

Herzlichkeit und ein ansteckendes Lächeln zeichnen Annie Michaelis aus. | Foto: Ralf Schaus

Am kommenden Samstag wird Annie Michaelis im Rahmen des Festes Rot-Gelb die Goldene Feder in Empfang nehmen. Zum Auftakt erhielt sie am vergangenen Freitag die Ehrenmütze der Eupener Ex-Prinzen. Und schon der Auftakt zeigte: Es wird eine besondere Ordensverleihung.


Von Elli Brandt

Fast überfüllt war der Rathaussaal. Fast nur strahlende Gesichter. Eine Ordensträgerin, die Herzlichkeit ausstrahlt, mit einem ansteckenden Lächeln. Bemerkungen, wie: „Die Ehrenmütze der Ex-Prinzen steht ihr wirklich sehr gut“, und „die Goldene Feder hat Annie Michaelis mehr als verdient“, waren im Saal zu hören. Herzlich und persönlich, wenig vom Blatt abgelesen, waren die offiziellen Reden. Mit anhaltendem Applaus wurden sie belohnt. Und Eupens Ex-Prinzen zogen die Mütze vor der neuen Ordensträgerin.

Sehr eingehend hatte Dechant Helmut Schmitz, Ordensträger des vergangenen Jahres, seine Laudatio vorbereitet. „Mit Annie Michaelis ehren die Ex-Prinzen sehr zu Recht eine Pionierin, eine herzensgute, kompetente Frau, die sich tagtäglich in den Dienst der Menschen stellt und ihnen auch dort noch Lebensqualität verleiht, wo viele sie längst nicht mehr vermuten“, sagte er. Zitierte Passagen aus Gesprächen, die er mit Annie Michaelis geführt hat. Die Würde des Menschen, „die, die auch noch bleibt, wenn man sterbenskrank im Bett liegt“ war ein zentrales Thema.

Dechant Helmut Schmitz hielt eine eingehend vorbereitete Laudatio.


„Die Überzeugung von dieser Würde hat Annie Michaelis dazu bewogen, sich in ihrer Pionierarbeit immer an den Wünschen der ihr anvertrauten Menschen zu orientieren“, so Dechant Helmut Schmitz. Diesen Wünschen Folge zu leisten, habe manchmal Mut, Geduld und Überzeugungskraft bei Kollegen verlangt, habe Annie Michaelis zugegeben und bemerkt: „Ich war schon immer ein kleiner Rebell.“ Dass sie eigene Wege gehen möchte, das habe sich bereits in ihrer frühen Kindheit gezeigt, verrieten Eupens Schöffen Claudia Niessen und Michael Scholl in ihren Ansprachen.

Geboren wurde Annie Michaelis als dritte von fünf Töchtern in Medell. Ihre Eltern hatten einen landwirtschaftlichen Betrieb. Doch für die Landwirtschaft konnte sich Annie nicht begeistern. Schon als Siebenjährige saß sie lieber am Krankenbett ihrer Oma, tauschte mit ihren Geschwistern Stallarbeit gegen Krankenaufsicht. Die Berufung stand fest. Annie absolvierte die Krankenpflegeschule in Eupen, arbeitete anschließend auf mehreren Stationen im St. Nikolaus-Hospital. Vor 20 Jahren übernahm sie die Leitung der Palliativpflege am Eupener Krankenhaus. In einer Zeit, als Palliativmedizin noch nicht selbstverständlich war.


In England bei Cécile Saunders und in Bergisch-Gladbach in Deutschland bei Fritz Roth hat sich Annie Michaelis unter anderem auf ihre neue Aufgabe vorbereitet, hat ein eigenes Konzept entwickelt. „Ohne ein Team wäre diese Arbeit nicht möglich“, sagt sie. „Das Leben muss lebenswert bleiben. Dabei orientieren wir uns ausschließlich an den Menschen. Jedes Schicksal ist individuell und situationsgebunden.“ In ihrer Dankesrede betonte sie: „Jeder Mensch hat das Recht auf Würde. Die Lebensqualität müsse immer wieder neu angepasst werden, jeden Tag, jede Stunde. Das kann nicht in Standards und Normen eingepasst werden. Jeder muss bis zuletzt leben können. Das letzte Gefühl soll Liebe sein.“

Die Goldene Feder empfinde sie als Ermutigung, sagte Annie Michaelis im Gespräch mit dem GrenzEcho. „Als Bestätigung, dass ich einen sehr guten Weg eingeschlagen habe, als Ermutigung, diesem Weg treu zu bleiben.“

Sie tankt Kraft bei ihrer Familie, beim Sport und in der Natur.


Ein Weg, der viel Kraft kostet. „Sehr viel Kraft“, bestätigt Annie Michaelis und verrät ihre Kraftquellen. Die Familie und gute Freunde nennt sie als erste. Dann ihre Hobbies: Sport und Natur. Und die Fähigkeit, loslassen zu können. „Ich kann loslassen, wenn ich weiß, ich habe mein Bestes getan“, sagt sie. „Und der Glaube an Gott gibt mir Stärke und Stabilität.“ Sie könne sich sagen: Ich bin nur ein Mensch. Aber es gibt eine höhere Macht.“

Am kommenden Samstag wird Annie Michaelis beim Fest Rot-Gelb die Goldene Feder überreicht. In der 31-jährigen Geschichte der Goldenen Feder ist sie die dritte Frau, die diesen Orden erhält.

www.grenzecho.net

Fotos hierzu finden Sie unter https://www.flickr.com/photos/macca-46/albums/72157694081222085

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