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Die »Cliniclowns« heilen nicht nur kleine Patienten - Grenz-Echo 07.08.2010

»Humor kann heilen«: Dieses Leitmotiv verfolgen die »Cliniclowns« seit 1998 in Verviers.[Auf den Clown wartet zunächst eine Ausbildung, bevor er alleine auf die Kinder losgelassen wird.]
 
Auf den Clown wartet zunächst eine Ausbildung, bevor er alleine auf die Kinder losgelassen wird.

Von Jessica Deringer
Verviers/Eupen

Kein Kind ist gern im Krankenhaus – schön, wenn dann jemand das Zimmer betritt, der keinen weißen Kittel, sondern eine rote Nase trägt, und der in seinem Koffer statt Stethoskop und Spritzen eine Handpuppe und bunte Jonglierbälle hat. Für solche Erlebnisse sorgen die »Cliniclowns Verviers«, die seit etwa drei Jahren auch im Eupener Hospital vertreten sind.


Die Cliniclowns wollen den Aufenthalt der oft jungen Patienten so angenehm wie möglich gestalten und so auch zu ihrer Heilung beitragen, indem sie sie zum Lachen bringen und die sterile, manchmal beängstigende Atmosphäre des Krankenhauses für einen Moment vergessen machen. Das Leitmotiv »Humor kann heilen« geht auf den amerikanischen Arzt Patch Adams zurück, dessen Arbeit durch den gleichnamigen Film einem breiten Publikum bekannt wurde.

120 aktive Personen


Seit über zehn Jahren widmen sich Freiwillige in Verviers dieser Aufgabe. 1998 gründeten die Rotary-Clubs Verviers, Verviers-Vesdre und Pepinster-Theux die »ASBL Cliniclowns Verviers«. Mittlerweile sind dort insgesamt 120 Männer und Frauen aktiv, davon 60 eingetragene Clowns und 60 »Freunde der Clowns«, d. h. Clowns in der Ausbildung. Diese dauert ein Jahr und ist sowohl theoretisch als auch praktisch – denn Clown sein ist nicht so einfach, wie es vielleicht aussehen mag.

»Man kann auch Schaden anrichten«, betont Marc Bontemps, Verantwortlicher und noch einziger Clown in Eupen. Der Besuch des Clowns im Krankenzimmer sei nie eine Inszenierung, wie man es aus dem Zirkus kennt – alles basiere allein auf Improvisation. Dabei müsse der Clown auf viele Faktoren Rücksicht nehmen: Worauf reagiert das Kind? Wie alt ist es? Und wie krank?

Ruhig und sanft


Von all diesen Fragen hängt es ab, was der Clown schließlich macht. Mal erzählt er eine Geschichte, um die Angst zu nehmen, mal macht er Seifenblasen, damit es freundlicher aussieht im Zimmer. Musik, Zauberei und Zirkus zählen zum Repertoire eines »Cliniclown«. Egal, was er davon gerade macht, sei die Atmosphäre – im Gegensatz zu einer Zirkusvorstellung – stets ruhig und sanft, betont Bontemps. »Manchmal bleibt es auch bei den Seifenblasen.«

Das Wichtigste sei ein gutes Reaktionsvermögen, um dem Kind das bieten zu können, was es gerade braucht. »In ein Zimmer reinzukommen, ist immer mit Angst verbunden«, so Bontemps. Um sich auf diese Situation gut vorzubereiten, ist eine strukturierte Ausbildung unerlässlich. Drei Monate »hospitiert« ein angehender Clown bei einem anderen, bevor er drei mal zwei Tage von einem Theaterfachmann ausgebildet wird. Danach ist er sechs Monate zusammen mit einem anderen Clown in den Zimmern unterwegs.

Zu zweit sind die Clowns in der Regel auch nach der Ausbildung noch. Jeder im Team hat sein festes »Binom«, mit dem er die Kinder besucht. »Zu zweit ist es einfach leichter«, sagt auch Bontemps. So könne der andere sofort reagieren, falls sein Partner nicht mehr weiter wisse. Dabei seien die Reaktionen auf die Arbeit der Cliniclowns durchweg positiv, sowohl von Seiten der Ärzte und Pfleger als auch der Kinder und ihrer Eltern.

Es sind aber nicht nur die Kinder, denen die Clowns regelmäßige Besuche abstatten. Ein wichtiges Feld ist mittlerweile auch die Geriatrie. Dabei übernehme der Clown natürlich eine völlig andere Rolle, betont Bontemps. Für ältere Leute sei er vor allem Zuhörer.

Bei alten wie jungen Patienten beobachten die Clowns dabei stets dasselbe: Sobald sie das Kostüm tragen, vertrauen sich die Patienten ihnen an – so, wie sie es bei einem Arzt oder irgendeinem anderen sonst nie getan hätten. »Der Clown ist eine Person, der man vertraut«, bestätigt Bontemps. »Wir sind die, die die Angst mit uns nehmen.«

Um ihr in noch größerem Rahmen gerecht zu werden, wollen die Cliniclowns ein so großes Feld wie möglich abdecken. Ziel ist ein Vertreter pro Gegend, mit Zentrale und Administration in Verviers. Ein Schritt dorthin ist die Kontaktaufnahme mit dem St.-Nikolaus-Hospital in Eupen, um die Cliniclowns auch dort strukturell zu organisieren. Ging Marc Bontemps vorher auf Anfrage zu den Patienten, ist nun zweimal im Monat ein fester Termin geplant, der im Vorfeld angekündigt wird. Zwischen Cliniclowns und Einrichtung garantiert eine Art Vertrag die Zusammenarbeit, die beispielsweise darin besteht, dass die Einrichtung den Clowns einen Raum zur Vorbereitung zur Verfügung stellt.

Etwa 35 000 Euro pro Jahr benötigen die Vervierser Cliniclowns im Jahr. Diese setzen sich aus Einnahmen aus selbstorganisierten Veranstaltungen und dem Verkauf von roten Nasen auf Märkten in der Region sowie Spenden zusammen. Dazu kommt das Vermächtnis einer alten Dame, die verbat, ihr Vermögen anzutasten – die den Cliniclowns aber alle Zinsen zur Verfügung stellt. Aufgrund der Beliebtheit der Organisation gebe es kaum Probleme, das Geld aufzutreiben, so Bontemps.

Innere Berufung


Trotzdem wäre eine Organisation auf nationaler Ebene sicher effektiver, um größere Sponsoren an Land zu ziehen. Zwar gibt es Clowns in vielen belgischen Städten, sie sind aber stets nur regional organisiert. »Die Vereinigung an sich ist schon ein Plus«, betont Bontemps dennoch: Nicht nur die Patienten, auch die Clowns profitierten selbst von ihrer Aufgabe und dem Austausch untereinander.

Für das Eupener Hospital ist er auf der Suche nach Verstärkung. Wünschenswert sind artistisches Talent bzw. die Offenheit, Artistik zu lernen, sowie Zweisprachigkeit. Wichtig, betont er, ist aber vor allem eins: Wer anruft, soll eine innere Berufung spüren, Clown zu werden. Auch wenn es so aussieht – Clown sein ist kein Kinderspiel. Interessierte können Marc Bontemps auf unten genannter Nummer erreichen. »60 Clowns auch in Eupen, das wäre ein Traum«, hofft er auf viele – ernst gemeinte – Anrufe.

Weitere Informationen:

Marc Bontemps:

0499/565895