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Jubiläum: 30 Jahre Herzsportgruppe Eupen - Wieder fit werden bzw. fit bleiben

Damit die „Pumpe “ weiter läuft

Seit 30 Jahren bietet die Herzsportgruppe Eupen Patienten nach Infarkt und Bypass die Möglichkeit, wieder fit zu werden oder fit zu bleiben. Ein Teilnehmer hat es sogar bis auf den höchsten Gipfel Taiwans geschafft.

VON KLAUS SCHLUPP

Ein Arzt, hier der Internist Dr. Jean Ingels, ist beim Training immer dabei. Eingreifen muss er nur selten.
 
Präsident Raymond Schwall sorgt dafür, dass die Geselligkeit nicht zu kurz kommt

„Macht mal ein bisschen schneller“, muntert Trainerin Lilian Lenners ihre Gruppe auf. Die 30 Menschen im Alter zwischen 45 und 86, die am Montag im Königlichen Athenäum ihre Runden drehen, sind allerdings keine gewöhnlichen Freizeitsportler, es sind Herzpatienten, die bei der Herzsportgruppe Eupen durch Sport ihre „Pumpe“ wieder auf Vordermann bringen.

Ulrich Knittel: Nach Herzinfarkt auf den höchsten Berg Taiwans

Bypässe, Stents oder künstliche Herzklappen hat mancher im Körper, andere erholen sich vom Infarkt oder leben mit Angina Pectoris. „Viele haben am Anfang Angst, sich zu bewegen“, sagt die zweite Trainerin Madeleine Belleflamme. Denn wenn die Pumpe verrückt spielt, ist das oft mit Schmerzen verbunden. Wenn dagegen die Stents gesetzt sind und alles wieder halbwegs in Ordnung gebracht wurde, sind die Schmerzen weg, und Sport kann dann helfen, wieder Selbstvertrauen aufzubauen.
Ein Paradebeispiel dafür ist Ulrich Knittel. Trotz überstandenem Herzinfarkt hat der Mineraloge problemlos den Yu Shan, den mit knapp 4.000 Meter höchsten Berg Taiwans, bestiegen. „Ich habe in der Gruppe gelernt, dass die entsprechende Leistungsfähigkeit da ist“, sagt er. Selbst die jungen Mitwanderer waren über die Fitness des Herzpatienten erstaunt.
Inzwischen ist das Aufwärmen beendet und die ausgebildete Physiotherapeutin Madeleine Belleflamme hat einen Parcours aufgebaut. In Grüppchen geht es an die Sprossenwand, ans Springseil oder auch mit einem Ball an die Basketballkörbe.
Die Trainerinnen erklären die Übungen.
An der Seite hat sich Dr. Jean Ingels postiert. Er ist der wichtigste Mann, denn er ist der Arzt vor Ort. „Wer bei der Herzsportgruppe mitmachen will, braucht einmal jährlich das OK des Kardiologen“, sagt der Mediziner. In der Regel kann der Internist aus dem St. Nikolaus-Hospital eine ruhige Kugel schieben. In den langen Jahren, in denen er schon den Herzsport medizinisch beaufsichtigt, hat er nur ein paar kleinere Frakturen und einen Angina-Pectoris-Anfall miterlebt.
„Changer!“, ruft Lilian Lenners. Alle Grüppchen finden sich an der nächsten Station des Parcours ein. „Das ist mehr etwas für Mädchen, und die können das gut. Und dann ist das Seil auch noch rosa!“, sagt Arnold Dederichs und betrachtet das Springseil etwas missmutig. Doch dann versucht er es und macht ein paar Sprünge.

Die Stimmung ist gut; auch die Geselligkeit wird gepflegt.

Der Ton in der Gruppe ist locker. Alle haben Spaß, und der ein oder andere Witz fällt. „Lachen ist gesund“, sagt Ursel Altenberg. Auch sie ist begeistert. „Mein EKG ist deutlich besser geworden“, erzählt sie. Doch jetzt ist erstmal Pause. Präsident Raymond Schwall läutet die Glocke und gibt Einzelheiten zur geplanten Wanderung bekannt. Im Frühjahr und Herbst machen die Sportler eine Runde durch Wald und Feld, um Geselligkeit zu pflegen und anschließend etwas zu essen. Auch gibt es ab und an Ausflüge, etwa ins Töpfermuseum nach Raeren oder zur Brauerei Bellevaux nach Malmedy.
Während die Teilnehmer bei einem Glas Wasser etwas verschnaufen, haben die Trainerinnen schon das Volleyballnetz gespannt. Sofort bilden sich zwei Mannschaften. Andere schnappen sich die Badmintonschläger. „Die gehen da richtig ran, besonders, wenn sie Fußball spielen“, sagt Madeleine Belleflamme. „Da müssen wir sie sogar manchmal etwas bremsen“. Denn die Gesundheit hat absoluten Vorrang.
Im Schrank sind die Krankenakten, damit die erfahrenen Physiotherapeutinnen und der diensthabende Arzt im Ernstfall sofort das Richtige tun können. Aber der Sport macht Trainerinnen wie Teilnehmern Spaß, und das soll er ja auch. Und wem das Ganze zu anstrengend wird, der klinkt sich eben kurz aus und setzt sich an die Seite, und das ist völlig in Ordnung. Denn nicht alle sind gleich fit. Allerdings motiviert die Gruppe, fitter zu werden.
Und es gibt ja auch ein Jubiläum zu feiern: 1987, also vor genau 30 Jahren, fand der erste gemeinsame Herzsport statt. Trainerin Lilian Lenners ist sogar schon die vollen 30 Jahre dabei und hat die Gruppe von Anfang an betreut. Das Jubiläum haben die Herzsportler mit einer akademischen Feier mit Vorträgen im Jünglingshaus gehalten. Die Herzsportgruppe Eupen ist jedenfalls eine gute und sinnvolle Möglichkeit nach Bypass und Co. wieder gut in die Gänge zu kommen.