Den Patienten auf seinem schmalen Grat begleiten
Der Kampf gegen Covid-19 hat die Arbeit von Kathleen Breuer und ihren Kolleginnen, in Eupen wie landesweit, in den letzten zwei Jahren an das Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Die bange Frage, ob die Kapazitäten auf den Intensivstationen der Krankenhäuser für die Behandlung schwerstkranker Patienten reichen, hat alle Beteiligten in Atem gehalten. Jetzt sinken die Zahlen bei den Covid-Patienten – die Bedeutung der Stationen aber bleibt.
Kathleen Breuer ist Dienstleiterin der Intensivstation am Eupener St. Nikolaus-Hospital. In ihrer Erstausbildung hat sie schätzen gelernt, dass man sich in der Intensivpflege besonders engmaschig um die Patienten kümmert. Die Überwachung ihres Allgemeinzustandes und die situationsgerechte Reaktion auf Veränderungen erfordert besondere Aufmerksamkeit. So ist eine Intensivpflegerin in acht Stunden für die Belange von drei Patienten zuständig.
Wenn die Monitore still bleiben, ist Luft für Bürokratie. „Erst der Patient, dann das Papier“, beschreibt Kathleen Breuer die Priorität. Die Patienten kommen nach Operationen, meist vorsorglich. Oder sie liegen zur Überwachung nach bereits behandelten Vergiftungen auf Station oder weil ihre Lungen erkrankt sind. Die Stabilisierung des gesundheitlichen Zustandes ist das oberste Ziel der Versorgung.
Alles Fachwissen jenseits der Bedienung komplexer Medizintechnik und ausgefeilter Medikation ist gefordert, wenn es um Leben und Tod geht, der Blutdruck aus den Fugen gerät, Organe zu versagen drohen, das Herz stillsteht. Im Zusammenspiel mit dem Stationsleiter und Intensivmediziner Dr. Marco Miribung oder ärztlichen Kollegen aus verschiedenen Fachrichtungen, ist dann alle pflegerische Kunst gefordert.
Es gilt, einen kühlen Kopf zu bewahren. Mit der Erfahrung wächst auch die Gelassenheit, den Patienten auf seinem häufig schmalen Grat zu begleiten, ihm zu verhelfen zu einem Weiterleben mit Qualität. Diese hohe Verantwortung schweißt das Team zusammen, man muss sich aufeinander verlassen können. Rundum-Versorgung in drei Schichten á acht Stunden, schultert das Team von Kathleen Breuer kollegial und solidarisch.
Auch jenseits der sorgsam von der Betriebsamkeit des Krankenhauses abgeschotteten Station werden Ärzte und Intensivpflegerinnen auf Zuruf aktiv. Über einen Pieper werden sie angefunkt, wenn sich der Gesundheitszustand eines Patienten auf einer Normalstation deutlich verschlechtert oder er sogar reanimiert werden muss. Dann eilen sie mit einem Rollwagen hin, der alles Nötige für rasche Hilfe griffbereit sortiert in sich birgt.
Solche Situationen, aber auch der Alltag auf der Intensivstation, der Umgang mit Leid und Tod, fordert heraus. Kathleen Breuer und ihre Kolleginnen machen ihren Dienst dennoch gerne. „Man muss die Arbeit lieben, sonst geht es nicht“, unterstreicht die Dienstleiterin. Am Anfang der Covid-Krise haben ihnen die Menschen und die Politik applaudiert. Diese Wertschätzung für ihre Arbeit wünschen sich die Pflegerinnen auch in Zukunft.