Bluthochdruck bleibt oft untentdeckt
Von Annick Meys (/223/dpi-authors/annick-meys) 4.05.2024 um 08:02 Uhr | Lesedauer: 4 min
Bluthochdruck kann zu Schlaganfällen, Herzinfarkten und anderen Erkrankungen führen. Dr. Grit Böckler, Nephrologin am Eupener St.Nikolaus-Hospital, erklärt, wie man Hypertonie erkennt und was man vorbeugend tun kann.
Hypertonie - was versteht man darunter?
Im Inneren der Arterien unseres Körpers fließt das Blut mit einem bestimmten Druck. Der „Motor“ unseres Kreislaufs, unser Herz, pumpt das Blut nicht kontinuierlich durch die Adern, sondern seine Kontraktion. Seine Pumpaktion unterliegt einem Rhythmus: Die sich wiederholende Entspannung des Herzmuskels und seine Füllung mit Blut, gefolgt von der Kontraktion und dem Auswurf des Bluts. Beim Messen des Blutdrucks werden zwei Werte bestimmt, der obere, systolische Wert in der Auswurf- und der untere diastolische Wert in der Füllungsphase. Diese Werte sollten im Allgemeinen 140/90 mmHg nicht übersteigen. Ist ein Wert oder sind beide Werte erhöht, spricht man von Bluthochdruck, der Hypertonie.
Wie häufig kommt Hypertonie vor und welche Altergruppe ist besonders gefährdet?
In Industrienationen wie Belgien leiden etwa 20 Prozent der Menschen unter Bluthochdruck. Mit zunehmendem Alter steigt die Erkrankungshäufigkeit.
So sind etwa 60 Prozent der Menschen über 60 von Bluthochdruck betroffen.
In der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen sind es sogar 75 Prozent.
Wie erkennt man Hypertonie? Kann sie zunächst auch ohne Beschwerden verlaufen?
Um Bluthochdruck zu erkennen, muss man den Blutdruck messen. Es gibt Patienten, die spüren erhöhten Blutdruck, vor allem dann, wenn er sehr deutlich erhöht ist. Symptome von Bluthochdruck können Kopfschmerzen, Ohrensausen, Schwindel, innere Unruhe und Nasenbluten sein. Allerdings tritt er in den allermeisten Fällen asymptomatisch, also ohne Beschwerden auf.
Wodurch entseht Hypertonie und was kann man vorbeugend tun? Gibt es Risikofaktoren?
In der Mehrzahl der Fälle gibt es keine Ursache für das Vorliegen einer Hypertonie, man spricht dann von einer essentiellen Hypertonie.
Risikofaktoren, also äußere Einflüsse für die Entstehung eines Bluthochdrucks, sind unter anderem Übergewicht, erhöhter Alkoholkonsum, Rauchen, erhöhte Kochsalzaufnahme, Bewegungsmangel, Stress, erhöhter Blutzucker und erhöhte Blutfettwerte.
Ist Hypertonie ein Symptom oder ein eigenes Krankheitbild?
Sowohl als auch. Die essentielle Hypertonie ist ein eigenes Krankheitsbild. Im Falle einer sogenannten sekundären Hypertonie liegt dem Symptom Bluthochdruck ein anderes Krankheitsbild zugrunde. Beispiele sind verengte Nierenarterien, hormonelle Störungen, Schlafapnoe.
Wird Hypertonie unterschätzt?
Ich denke ja. Nur etwa 30 Prozent der Menschen mit einem erhöhten Blutdruck wissen von ihrer Erkrankung. Nur zwei Drittel dieser Menschen behandeln ihren Bluthochdruck, allerdings werden bei etwa 30 Prozent dieser Patienten keine ausreichend niedrigen Werte erreicht.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Zum einen gibt es die nichtmedikamentösen Therapiemaßnahmen. Sie entsprechen im Prinzip einer Behandlung oder Vermeidung der eben genannten Risikofaktoren, also: Gewichtsreduktion, Alkohol- und Nikotinabstinenz, regelmäßige körperliche Bewegung, Verringerung der Kochsalzzufuhr, körperliche Entspannung und Stressvermeidung. Zum anderen gibt es medikamentöse Therapiemaßnahmen. Hier stehen eine Vielzahl von blutdrucksenkenden Medikamenten zur Verfügung, die häufig in Kombination und angepasst an eventuelle Begleiterkrankungen des Patienten eingesetzt werden.
Wo sollte der Bludruck eines gesunden erwachsenen Menschen liegen und wo fängt Hypertonie an?
Laut Definition liegt ein normaler Blutdruck zwischen 120–129 und 80–84 mmHg. Ein hochnormaler Blutdruck zwischen 130–139 und/oder 85–89. Bei Werten ab 140/90 mmHg spricht man von einer arteriellen Hypertonie.
Worauf muss man beim Blutdruckmessen achten?
30 Minuten vor der Messung sollte kein Sport getrieben, nicht geraucht oder Kaffee getrunken werden. Fünf Minuten vor der Messung sollte man im Sitzen entspannen. Die Messung sollte im Sitzen auf einem Stuhl mit Rückenlehne stattfinden. Der Arm, an dem gemessenen wird, sollte auf einem Tisch liegen und sich die Manschette auf Herzhöhe befinden.
Während der Messung sollte nicht gesprochen werden.
Welches Risiko gehen Betroffene ein, wenn Hypertonie unbehandelt bleibt?
Als Folge von Bluthochdruck kommt es zu einer Verkalkung und Versteifung der Blutgefäße. Die Blutgefäße im gesamten Körper sind von diesen Veränderungen betroffen. Daraus ergibt sich, dass die Folgen von Bluthochdruck sehr unterschiedlich sein können. So besteht ein erhöhtes Risiko zum Beispiel für das Auftreten eines Schlaganfalls, eines Herzinfarkts, Schrumpfnieren, Veränderungen des Augenhintergrundes und Durchblutungsstörungen in den Beinen. Insgesamt ist Bluthochdruck der Risikofaktoren Nummer eins für das Auftreten sogenannter Herz-Kreislauf- Erkrankungen. Bluthochdruck ist zudem eine der häufigsten Ursachen für Nierenerkrankungen.
Empfehlen Sie, den Blutdruck regelmäßig zu messen?
Bei Patienten ohne eine bekannte arterielle Hypertonie empfehle ich gelegentliche Blutdruckmessungen. Bei Patienten, bei denen der Verdacht eines Bluthochdrucks besteht, werden engmaschigere Blutdruckkontrollen und gegebenenfalls die ergänzende Diagnostik mittels 24 Stunden Blutdruckmessung empfohlen. Nach Einleitung oder Anpassung einer Bluthochdrucktherapie werden regelmäßige Messungen zur Therapie- Erfolgskontrolle empfohlen.
Terminvereinbarung für nephrologische Sprechstunde in eupen und St. Vith 087/59 93 13 (Sekretariat Innere Medizin, St. Nikolaus-Hospital) und 080/85 42 42 (Sekretariat Innere Medizin, Klinik St. Josef)
AKTION ZUR MESSUNG DES BLUTDRUCKS
Das St. Nikolaus-Hospital organisiert anlässlich des Welthypertonietags am
17. Mai eine kostenlose Informationsveranstaltung.
Das Team der Nephrologie wird von zehn bis 16 Uhr im Foyer des Krankenhauses die wichtigsten Fragen zum Thema Bluthochdruck beantworten und Interessierten zeigen, wie sie ihren Blutdruck richtig messen.
Ziel des Aktionstages ist es, über die Krankheit Bluthochdruck (Hypertonie) zu informieren und den Schwerpunkt auf die Prävention zu legen, insbesondere durch Sensibilisierung. Im Gespräch mit dem Team werden die persönlichen Risikofaktoren erläutert. (red/sue)