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Rettungshubschrauber kann nun auch in der Nacht landen

Norbert Willems von dem Heppenbacher Unternehmen Nowitec stellte die eingesetzte Technik vor.

Artikel Grenz-Echo - 21/9/2011

Von Heinz Gensterblum

Ein Fortschritt in der medizinischen Notfallversorgung wurde am Montagabend in Eupen vorgestellt. Ab sofort ermöglicht eine Befeuerungsanlage die Landung des Rettungshubschraubers im Park Klinkeshöfchen unweit des St. Nikolaus-Hospitals in der Nacht.

Bislang musste stets die Feuerwehr ausrücken, um durch eine Anstrahlung der Fläche im Park eine Landung bei Dunkelheit zu erlauben, was im Schnitt drei-, viermal pro Jahr erforderlich war. Nun können die Piloten bzw. Sanitäter des Rettungshubschraubers aus Bra-sur-Lienne durch die Wahl einer Rufnummer das System aktivieren, das nur auf zwei Dienst-Handys des Centre Medical Heliport (CMH) reagiert. Eupen ist somit der 23. beleuchtete Landeplatz in der Deutschsprachigen Gemeinschaft und der 44. in der Wallonischen Region. 15 bis 20 Anfragen für weitere Plätze liegen derzeit vor. Die Kosten wurden im Rahmen einer kurzen Feierstunde auf 11000 Euro beziffert. Davon übernahm die Stadt Eupen 8500 Euro. Die übrigen 2500 Euro wurden gespendet.

4000 Mitglieder

Eupens Bürgermeister Dr. Elmar Keutgen, seines Zeichens auch Verwaltungsratspräsident des Hospitals, bezeichnete diese neue Anlage als Mehrwert für das Krankenhaus. Während in anderen Ortschaften häufig Fußballplätze wegen der vorhandenen Flutlichtanlage angeflogen werden, habe in Eupen die Nähe zum Krankenhaus den Ausschlag für die Beleuchtung dieses seit Jahren bestehenden Hubschrauberlandeplatzes gegeben. Die Fahrten der Krankenwagen zu den drei mit Flutlicht ausgestatteten Fußballplätzen hätten vor allem zu Stoßzeiten unnötige Verzögerungen bedeutet. »Diese Anschaffung macht sich bezahlt«, ist Bürgermeister Keutgen überzeugt. Einen augenzwinkernden Seitenhieb auf einen Leserbriefschreiber, der in der Freitagausgabe dieser Zeitung noch den fehlenden beleuchteten Landeplatz moniert hatte, konnte er sich nicht verkneifen: »In der letzten Woche angeregt und heute schon eingeweiht. Da soll noch mal einer behaupten, in Eupen würde sich nichts tun.«

Karl-Heinz Cornely, Präsident des ostbelgischen Unterstützungskomitees des Rettungshubschraubers aus Bra-sur-Lienne, erinnerte an die Geschichte des Dienstes, der 1986 mit einem Ambulanzfahrzeug begann. 1997 kam der Rettungshubschrauber hinzu, der unweit von Baraque Fraiture aufsteigt und als einziger Hubschrauber in der Gegend in der Nacht im Einsatz ist. Unterstützt wird dieser private Dienst u. a. durch den Verkauf von Mitgliedskarten, von denen derzeit 4000 ausgegeben sind. Dem Mitglied wird nach einem Krankentransport mit dem Hubschrauber der Beitrag gestundet, der über die Summe hinausgeht, die nicht von der Krankenkasse erstattet wird.

Die betreffende Technik wurde durch die Firma Nowitec (Heppenbach) entwickelt, deren Geschäftsführer Norbert Willems das Funktionieren erläuterte. Nur von zwei GSM-Nummern aus kann die Anlage in Eupen durch einen Anruf aktiviert werden. Das System kontrolliert, ob die Berechtigung zur Aktivierung vorliegt und schaltet anschließend die Lampen ein. Wenn Strom fließt, erhält der Pilot via SMS nach zwei oder drei Minuten die Bestätigung, dass mit der Beleuchtung alles in Ordnung ist. Während einer Stunde bleibt das Licht eingeschaltet. Zehn Minuten vor Ablauf der Zeitspanne erhält der Pilot eine Erinnerung und hat die Möglichkeit, die Beleuchtungsdauer zu verlängern.

Der Kelmiser Raoul Severin ist einer von vier Piloten im Luftrettungszentrum von Bra-sur-Lienne, das rund um die Uhr mit einem Piloten, einem Arzt und einem Sanitäter besetzt ist. Noch nicht einmal drei Minuten vergehen nach Eingang der Notrufmeldung durch die 112-Zentrale, ehe der Hubschrauber in Richtung Einsatzort in der Luft ist.

240 Stundenkilometer

Der eingesetzte Hubschrauber kann einen oder zwei Patienten liegend transportieren. Er erreicht eine Geschwindigkeit von 240 Stundenkilometern, leistet insgesamt 1570 PS und verbraucht 250 Liter pro Stunde. Die Autonomie geht somit über zwei Stunden, was vier Einsätzen ermögliche, so Severin. Die Zeitersparnis durch Hilfe aus der Luft sei enorm: Schon in fünf Minuten sei man hinter Vielsalm und in Notfällen meistens vor der fahrenden Ambulanz vor Ort. Die Stadt Eupen erreiche man bereits nach zwölf Minuten. Und von Eupen aus sei man in 25 Minuten in Brüssel.

Der Hubschrauber hat eine »Spannweite« von zehn Metern, sodass für die erfahrenen Piloten eine Landung fast überall möglich ist, vorausgesetzt die Breite des Landeplatzes beträgt mindestens 15 Meter. Ein großer Vorteil in Ostbelgien sei, dass beide Kliniken mit einem Landeplatz ausgestattet seien, was beispielsweise in Verviers nicht der Fall ist.

Gerne hätten die Gäste am Montag die Landung des Hubschraubers bei Dunkelheit im Park Klinkeshöfchen verfolgt, doch hatte das Ministerium den »Einweihungsflug« untersagt, um bei einem eventuellen Notfall nicht schlechter als gewohnt aufgestellt zu sein.