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Gynäkologe beendet Zusammenarbeit mit St. Nikolaus-Hospital

Wer nicht gerade schwanger oder in Not ist, muss sich in Eupen auf monatelange Wartezeiten bei einem Frauenarzt einstellen. Mit der Anstellung von Dr. Ilhan Saka am Eupener Krankenhaus schien sich seit dem Frühjahr die Lage zu entspannen – doch nun ist der 45-jährige Gynäkologe wieder auf dem Absprung. Viele Patientinnen bleiben ratlos zurück.

Von Annick Meys

Julie Troisfontaines aus Kettenis erwartet in wenigen Wochen ihr zweites Kind. Welcher Frauenarzt dem Baby auf die Welt verhelfen wird, ist ungewiss. Dr. Ilhan Saka, der die 34-Jährige seit Beginn der Schwangerschaft begleitet und zu dem die junge Mutter großes Vertrauen hat, wird es wahrscheinlich nicht sein. Der Gynäkologe hat seine Zelte in Eupen abgebrochen – und das nur sechs Monate nach seiner Ankunft. Dr. Ilhan Saka bedauert das sehr: „Ich wäre gerne geblieben, aber ich habe leider keine Räumlichkeiten vom Krankenhaus bekommen“, verrät der 45-Jährige auf Nachfrage dem GrenzEcho.

Seine Anstellung am Eupener Krankenhaus habe von Anfang an unter einem schlechten Stern gestanden, sagt Saka: „Man hat mich 2016 mit der Aussicht auf eigene Praxisräume nach Eupen gelockt, mich dann aber hingehalten. Als es zehn Monate später noch immer keine Räume für mich gab, habe ich eine andere Stelle in Deutschland angenommen.“

Dr. Ilhan Saka praktiziert nicht mehr am Eupener Krankenhaus.

Auf Bitten des Gynäkologen Dr. Jean-Pierre Nyssen habe Saka sich dann schließlich „überreden lassen“, doch noch nach Eupen zu kommen, sodass der türkischstämmige Frauenarzt seit April dieses Jahres in der Praxis von Dr. Manuela De Ridder praktizierte. „Es war von Anfang an klar, dass das eine Übergangslösung sein sollte“, sagt er. „Man hat mir dann Räumlichkeiten zum 1. Oktober versprochen, aber auch das wurde nicht eingehalten. Jetzt reicht es mir.“ Bis zum Ende des Monats wird Dr. Saka nach eigener Aussage noch am Eupener Krankenhaus operieren und bei Geburten dabei sein, jedoch keine Patientinnen mehr zur Sprechstunde empfangen. Anschließend will er eine Stelle in der Nähe von Bonn antreten. Obwohl ihm die Arbeit in Eupen gefallen habe und ihm die Patientinnen am Herz lägen, ist eine Rückkehr nach Eupen für den 45-Jährigen ausgeschlossen. „Ich habe kein Vertrauen mehr. Das Krankenhaus hat die Sache einfach schleifen lassen“, sagt er.

Krankenhausdirektor Danny Havenith sieht die Sache etwas anders: „Die Praxis von Dr. De Ridder steht Dr. Saka bis März 2018 zur Verfügung.“ Jedoch habe der Gynäkologe es abgelehnt, dort weiter zu praktizieren, so Havenith. Dr. Saka selbst nennt Meinungsverschiedenheiten mit Dr. De Ridder als Grund hierfür. Aber auch daraufhin sei die Krankenhausleitung dem Gynäkologen weiter entgegengekommen: „Wir haben ihm angeboten, in der Poliklinik an der Vervierser Straße unterzukommen und sogar für die Ausstattung der Praxis aufzukommen.“ Jedoch lasse sich das nötige medizinische Material nicht von heute auf morgen anschaffen: „Das braucht eine gewisse Zeit“, so Havenith. Zeit, die Dr. Saka wohl nicht habe. Die Krankenhausleitung möchte den sofortigen Weggang des Gynäkologen jedenfalls nicht bestätigen. „Wir haben seine Kündigung erhalten, aber es gibt Kündigungsfristen, die eingehalten werden müssen.“ Demnach sei Saka dem Eupener Krankenhaus noch bis zum März 2018 verpflichtet. „Wenn er geht, dann geht er, aber dann gibt es ein rechtliches Problem“, so Havenith.

All das dürfte die Patientinnen von Dr. Ilhan Saka wenig interessieren. „Viele Frauen sind verunsichert, weil sie nicht wissen, was nun Sache ist“, sagt Julie Troisfontaines. Der Weggang des Gynäkologen wäre für die junge Mutter eine Enttäuschung. „Ich fühlte mich immer sehr gut aufgehoben bei ihm. Man hört auch von anderen Frauen nur Gutes über ihn.“ Nichtsdestotrotz wird sich Julie Troisfontaines wohl nach einem anderen Frauenarzt umsehen müssen – und das wenige Wochen vor dem Geburtstermin. „Das Verhältnis zum Frauenarzt braucht viel Vertrauen, da sollte man bei der Wahl anspruchsvoll sein dürfen“, findet die junge Frau. Einen Luxus, den sich viele Schwangere in Eupen derzeit nicht erlauben können. „Man muss sehen, wo man unterkommt“, bedauert sie. Allzu viele Alternativen würde es schließlich nicht geben: „Dr. De Ridder macht keine Geburten, da bleiben nur noch Dr. Nyssen und Dr. Baltus, und die haben auch schon genug zu tun.“

Da bei der 34-Jährigen bereits sehr früh vorzeitige Wehen eingesetzt haben und sie engmaschig von einem Frauenarzt beobachtet werden muss, komme auch Dr. Chantraine nicht infrage, der nur mittwochs in Eupen praktiziert. Wie viele andere Frauen betrachtet sie den Mangel an Gynäkologen in Eupen mit Sorge. Doch so verfahren und aussichtslos, wie es vielleicht scheint, sei die Lage nicht, sagt Colette Nyssen, Frau von Frauenarzt Dr. Jean-Pierre Nyssen. „Natürlich werden Schwangere vorgezogen. Aber in dringenden Fällen bekommt jede Frau auch kurzfristig einen Termin“, versichert sie. Auch denke ihr Mann, entgegen der Gerüchte, nicht ans Aufhören.

Krankenhausdirektor Danny Havenith hält weiter an Dr. Saka fest.

„Wir haben aber gehofft, dass er hätte kürzertreten können, wenn Dr. Saka geblieben wäre. Aber es gibt Hoffnung“, sagt sie. Mehrere junge Gynäkologie-Absolventen aus der Region hätten bereits ihr Interesse bekundet. Nach wie vor halte man vonseiten der Krankenhausleitung an Dr. Ilhan Saka fest: „Wir möchten auf jeden Fall, dass er bleibt“, sagt Direktor Danny Havenith.

Mit dem Kardiologen Dr. François Theissen verlässt zudem ein weiterer Arzt das Eupener Krankenhaus. Wie Havenith dem GrenzEcho bestätigte, sei für ihn bereits ein Ersatz gefunden.